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Ein sehr empfehlenswertes Buch über Anselm Kiefer
Kurzbeschreibung: Der deutsche Maler Anselm Kiefer, Jahrgang 1945, setzte sich in zahlreichen Arbeiten mit der nationalsozialistischen Vergangenheit Deutschlands auseinander. Von 1969 bis etwa 1983 entstanden Foto- und Buchobjekten, Gemälde, Collagen und Assemblagen, in denen Kiefer dieses heikle Thema zum Gegenstand machte. Diese Werke behandeln die kulturellen und ideologischen Ursprünge des dritten Reichs wie auch die politischen und mentalen Folgen für die westdeutsche Nachkriegsgesellschaft.
Informationsdienst Kunst, Regensburg
Nr. 191, 1999
Sommerzeit ist Lesezeit. Zeit auch für die dicken Brummer, die Wälzer, die teils schon länger warten, gelesen zu werden (mit den Bilderbüchern, den schönen Fotobänden, den üppig illustrierten Ausstellungskatalogen ist man immer rasch durch; aber für Text-Bände der folgenden Art muß man sich schon mal ein paar Stündchen Sommerzeit nehmen - vielleicht mit einem kühlen Drink, in einem Liegestuhl). Erstens: Sabine Schütz, die Kölner Kritikerin, ist zweifellos eine der großen Anselm Kiefer-Expertinnen. Bei DuMont ist kürzlich ihr 400-Seiten-Band "Geschichte als Material - Arbeiten 1969 bis 1983" erschienen, und es ist ebenso anregend wie erhellend, den Gedanken der Autorin zu folgen. Sie stellt Kiefers Werk in historische und politische Zusammenhänge und kneift nicht im geringsten, ob Hitler oder Wagner zum Thema gemacht wurden. Großartig, wenn es jemand schafft, wissenschaftlich derart gründlich zu arbeiten; ohne dabei zu vergessen, daß eine einfache, klare Sprache auch komplizierte Sachverhalte überzeugend transportieren kann. Ja, daß wohl diese Diktion die richtige ist, um ein ohnehin aufgeladenes, umstrittenes Werk sinnvoll zu kommunizieren. Dafür steht auch ein Satz aus der Schlußbemerkung: "Müßig zu erwähnen, daß nicht seine Werke, sondern die Tatbestände, auf die er damit reagierte, die Provokation darstellen" (Schütz).